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Mo, 09.12.2019100 Jahre Kindergottesdienst

Bunt und fröhlich geht es zu am Sonntagmorgen ... und das seit 100 Jahren in Westerstede - ein Grund zu feiern.
Eine Erfolgsgeschichte, doch den Glauben zu vermitteln, „ist hartes Brot“, sagt Pastorin Sabine Karwath. Sie leitet den Kindergottesdienst gemeinsam mit einem Team aus ehrenamtlich tätigen Jugendlichen und ist ganz in ihrem Element. Ihre Begeisterung ist fast greifbar. Sie trifft sich mit ihren Mitarbeitern regelmäßig im Konfirmandenraum an der Grünen Straße. Dort werden die Kindergottesdienste, Krabbelgottesdienste, aber auch kreative Nachmittage für Jungen und Mädchen – und Ausflüge vorbereitet. „Das wichtigste ist, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind – und das eben schon so lange Zeit“, sagt die Pastorin und verweist auf das 100-jährige Bestehen der Kindergottesdienste in Westerstede.

Die Kindergottesdienst-Gruppe hat eine Festschrift erstellt, mit vielen Fotos und Geschichten, Erlebnissen und Anekdoten aus der bewegten Zeit. Die Festschrift kann bei Pastorin Karwath bestellt werden: Tel. 04488.2026.
Allein 16 Seiten fassen die bewegte Geschichte des KiGo in Westerstede zusammen. Anfang des 20. Jahrhunderts trafen sich Kinder am Sonntagmorgen regelmäßig von 11 bis 12 Uhr. Am Nachmittag kamen dann die großen Mädchen von 14 bis 15 Uhr in der St.-Petri-Kirche zu einem Kindergottesdienst. „Besonders für die Kinder aus den umliegenden Dörfern bedeutete diese Stunde das Highlight des Sonntags, denn viele von ihnen waren in der Landwirtschaft fest mit eingespannt, einige lebten sogar fern von ihren Familien auf fremden Höfen um überhaupt zu überleben“, beschreibt Karwath. Der Sonntag sei frei von Arbeit gewesen – und der Kindergottesdienst habe Abwechslung geboten.

„Und dieses Angebot wurde auch gern von den Westersteder Bürgerkindern angenommen – es bestand aus einer Mischung von Sonntagsschule, Kindergruppe und missionarischem Feiern. Den festen liturgischen Rahmen gab der Kirchraum vor, die biblischen Geschichten selbst wurden bereits in Kleingruppen, dem Alter entsprechend erzählt“, so Karwath, die diese Entwicklung auch für die eigens für den Kindergottesdienst erstellte Website zusammengefasst hat. Dort ist auch zu lesen, dass bis an die 100 Kinder zum Gottesdienst kamen. Besonderes Missionar Sommer und seine Frau hätten diese Jahre geprägt.

Damals habe es auch noch den „nickenden Neger“ gegeben, eine Spardose, die den Kopf bewegte, wenn beim Einsammeln der Kollekte ein Geldstück hineingeworfen wurde. Damit hatte damals die Oldenburgische Kirche Kirchen in Ghana und Togo unterstützt. „Viele ältere Westersteder erinnern sich noch an diese Dose“, sagt Karwath. Heute wirke die Vorstellung einer solchen Sammeldose erschreckend, doch damals sei es so gewesen. Dem Engagement an sich ist die Kindergottesdienstgruppe aber treu geblieben. So unterstützt das Team seit vielen Jahren Patenkinder in Indien.

Auch in schweren Zeiten engagierten sich damals viele Frauen für den Kindergottesdienst, auch die Schwestern Kahl, die von 1927/28 bis 1968 aktiv mit dabei waren. „Sie waren es auch, die sich während der Zeit des Nationalsozialismus dafür stark machten, unterstützt von Pastor Chemnitz, der der bekennenden Kirche angehörte, dass die Gruppe für die großen Mädchen weiter bestand“, beschreibt Pastorin Karwath. „Ein Ärgernis für die politische Jugendorganisation für Mädchen der NSDAP, dem BDM, denn zur gleichen Zeit fand auch ihr Treffen statt.“ Nach dem Kriege habe der Kindergottesdienst weiter regen Zulauf gehabt, gefördert zudem durch die große Gruppe der Vertriebenen mit ihren Kindern, die in Westerstede heimisch wurden.

Noch heute wird nun jeden Sonntag Kindergottesdienst gefeiert, immer von 11 bis 12 Uhr. Einzig in den Sommerferien wird eine Pause eingelegt. „Der mehrfache Versuch, über parallele Gottesdienstzeiten Eltern und Kinder gemeinsam zum Gottesdienstbesuch zu motivieren, schlug fehl“, weiß Karwath. Seit 1967 werde aber regelmäßig zum Familiengottesdienst mit der Gemeinde in die St.-Petri-Kirche eingeladen.

Manchmal wird auch an ganz besonderen Orten gefeiert. So etwa neulich, da war das Team gemeinsam mit zahlreichen Kindern im Blockhaus Ahlhorn auf Kindergottesdienst-Freizeit. Ein Wochenende lang wurde gespielt, gebastelt, wurden Ausflüge gemacht und Zeit miteinander verbracht. Mit dabei waren wieder etliche Mitarbeiter, so etwa Daria. Die 22-Jährige ist mit ihren sieben Jahren Kindergottesdienst-Erfahrung quasi ein alter Hase. Ihr macht es Spaß, Zeit mit den Kindern zu verbringen, ihre Entwicklung zu verfolgen. Und auch zu sehen, wie sehr sich die Kleinen freuen. Sie fühlten sich beschützt und sicher, probierten sich aus, setzten sich mit dem Glauben auseinander. Gleichzeitig, so erläutert ihr Kollege Johannes, sei es auch ein tolles Team von Mitarbeitern. Es mache Spaß, sich gemeinsam zum Wohle der Kinder einzusetzen. Glaube, so beschreibt Daria, sei für sie auch ein Gefühl des Zusammenhalts.

Das trifft wohl auch auf die zahlreichen Kinder zu, die über das Gelände an den Ahlhorner Fischteichen rannten und spielten. Ihnen schien die Wochenend-Freizeit und das Kindergottesdienst-Konzept sehr zu gefallen. „Kindergottesdienst, das ist Kirche für und mit Kindern“, sagt Sabine Karwath. „Das macht Freude – seit 100 Jahren.“

Mehr Infos unter www.kigo-wst.de


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