Nachrichten der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg

Sa, 02.03.2024„…durch das Band des Friedens“

Das ökumenische Team in der evangelischen Nilolai-Kirche (v. l.): Elsa Kaiser (Nikolai), Antje Birx-Hustede (Nikolai), Mechtild Pätzold (kath. St.-Stephanus), Andrea Barghoorn (Nikolai), Britta Kross (ev. St.-Ansgar), Anne Plagemann (kath. Willehad), Rosi Deckarm (kath. Willehad) und Margret Cordes (ev.-reform.).

Die Musikerinnen Silke Kröger, Querflöte, und Kreiskantorin Insa Meier begleiten die Lieder in der Nilolai-Kirche.

Die Feier des Weltgebetstages in der Pastorei von Hude.

Marion Borsum von der kath. Kirchengemeinde St. Marien leitet seit 40 Jahren das Ökumenische Team. Pastorin Birte Wielage (r.) dankte ihr dafür.

Das Ökumenische Weltgebetstags-Team in Hude.

Einzug des ökumenischen Teams in die Stadtkirche von Delmenhorst zum Beginn des Weltgebettages.

Banner werden befestigt. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey

Das Ökumenische Team Delmenhorst in der Stadtkirche. Foto: privat

Weltgebetstag – ein besonderer Tag im Jahr! Weltweit wird dieses größte ökumenische Ereignis seit fast einhundert Jahren am ersten Freitag im März von Christinnen und Christen gefeiert. Im Jahr 1927 wurde erstmalig international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert. In mehr als 150 Ländern rund um den Globus beten Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche in den Gottesdiensten zum Weltgebetstag (WGT) für Frieden weltweit. Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag dafür, dass Mädchen und Frauen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können.
   
Auch im Oldenburger Land luden in diesem Jahr mehr als 60 Gotteshäuser zum Weltgebetstag ein. Ein fester Termin ist seit vielen Jahren der erste Freitag im März für Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder, die die Gottesdienste und Veranstaltungen zum Weltgebetstag besuchen. Dabei etwas über das Leben von Frauen in anderen Kulturen zu erfahren, ist bereichernd. Denn in jedem Jahr wird die Gottesdienstordnung und der Ablauf von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. 
   
„So schwierig war es noch nie, den Gottesdienst zum Weltgebetstag zu planen“, war die Aussage der Frauen einiger Vorbereitungsteams. Umso beeindruckend war für Teams und Besuchende der Blick nach den  Gottesdiensten: informativ und emotional, immer mit Blick auf Frieden und Hoffnung. Wir berichten am Beispiel von einigen Gemeinden über diesen besonderen Weltgebetstag.  
                                           
In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Nikolai, Eversten

Der WGT-Gottesdienst in Eversten wird in der Regel morgens gefeiert und wurde von einem ökumenischen Team aus sieben Gemeinden geplant. Andrea Barghoorn erklärte: „Palästinensische Christinnen hatten bereits vor einigen Jahren den Auftrag erhalten, die Ordnung mit Liedern, Gebeten und Texten für den weltweiten Gottesdienst vorzubereiten. Diese ist nun Vorlage auch für unseren Gottesdienst.“ Sie erwähnte die politischen Ereignisse, die „schrecklichen Ereignisse des brutalen Massakers durch die Hamas am 7. Oktober 2023“, die auf allen Seiten zu Diskussionen und Proteste nach sich zogen, wie auch die kritischen Stimmen, welche betonen, der Anschlag habe nicht im „luftleeren Raum“ stattgefunden. 
   
„Wir im Vorbereitungs-Team wollten versuchen, eine besonnene und differenzierende Haltung einzunehmen. Wir informierten über die Schwierigkeiten der palästinensischen Christinnen, den Alltag zu bewältigen und bitten um Frieden in der ganzen großen Region. Es gibt viele - unter anderem christliche - Initiativen, welche die Menschen und besonders die Jugend in Israel zu friedlichen Menschen heranbilden wollen. Und diese Initiativen gilt es zu unterstützen.“
   
„Dies war einer der emotionalsten Gottesdienste“, äußerten sich Andrea Barghoorn und Mechthild Pätzold nach dem Gottesdienst. Das Team hätte mit der ersten Ordnung aus Palästina im Herbst 2023 bereits mit der Vorbereitung auf den WGT begonnen. Als die überarbeitete Ordnung nach dem 7. Oktober vorlag, wurde verglichen. „Für mich war es eine Herausforderung im positiven Sinne, ich war überrascht, wie unpolitisch der Inhalt war“, so Barkhoorn. Auch im Team wurden Bedenken ausgesprochen, was sich mit der Bearbeitung der letzten drei Monate änderte. „Wir sind eingetaucht in das Thema, haben uns informiert und unser Bild erweitert, Bedenken verloren und festgestellt, es ist richtig, diesen Gottesdienst zu begehen. „Tief bewegt“ waren die Frauen, die sich emotional einbrachten. „Es ist ja für beide Seiten Leid.“ Diese Emotionen übertrugen sich beim Gottesdienst spürbar auch auf die Besuchenden. 
   
„Für uns war es eine schwierige Vorbereitung dieses Gottesdienstes, wir wollten und sollten die christlichen Schwestern aus Palästina zu Wort kommen lassen. Sie haben die Morde nicht begangen, sie suchen den Frieden aus ihrer Perspektive, auch aus der Israels. Wir sehen ihr schwieriges Leben, welches durch Militärpräsenz, ständige Kontrollen, viele Genehmigungsverfahren und allgegenwärtige Straßensperren im Westjordanland erheblich behindert ist. Eine weitere soziale Benachteiligung ertragen die christlichen, wie auch die muslimischen Frauen in einer ausgeprägt patriarchalen Gesellschaft“, betonte Barkhoorn. Sie berichtete weiter: „Christinnen und Christen bilden mit einem bis zwei Prozent nur eine kleine, wenn auch gut angesehene Minderheit unter den Palästinensern, ihre Schulen und Krankenhäuser und viele soziale Einrichtungen sind für alle offene Institutionen und wichtige Arbeitgeber im Westjordanland und im Gazastreifen. Die Menschen sprechen ebenfalls arabisch und sagen Allah zu Gott.“ Auf israelischer und muslimischer Seite gäbe es Hilfs- und Friedensaktivisten zur Unterstützung der Situation. „Es ist für alle in Israel und Palästina wichtig, Erfahrungen von Leid und Vertreibungen, auch der jeweils anderen Seite wahrzunehmen und damit später aufeinander zuzugehen.“ Barkhoorn wies auf eine Unterschriftenaktion von Fraueninitiative und Frauenfriedensgruppe hin. Nach dem Gottesdienst folgte ein Austausch bei Getränken und palästinensischem Gebäck. 
   
In der Pastorei der ev.-luth. Kirchengemeinde Hude        
In Hude hatte ein achtköpfiges Team die Gottesdienstordnung, die von Frauen aus Palästina vorbereitet wurde, umgesetzt. Mit der Teilnahme am Weltgebetstag sollte weltweit ein gemeinsames Zeichen des Friedens gesetzt werden. „Die Vorbereitung war anders, aber dadurch, dass wir in Oldenburg zur Vorbereitung waren, haben wir uns viele Infos geholt. Das hat uns sehr geholfen“, sagt Marion Borsig vom Ökumenischen Team. „Wir haben dann im Team beschlossen, dass wir nicht den üblichen Gottesdienst gestalten, sondern mehr an einen Friedensgottesdienst denken.“
   
„Man merkte es schon, dass das überregionale Team vor ganz anderen Voraussetzungen stand, als sonst. Noch nie wurde ein Titelbild zurückgezogen oder die Ordnung verändert. Wir hatten Handouts zum Antisemitismus bekommen und einen Film gesehen, um die Situation besser zu verstehen, das hat uns sehr geholfen“, bekräftige Pastorin Birte Wielage. Sie erklärte den Besuchenden den Ablauf und zeitlichen Vorlauf, auch dass der politische Status bei der Auswahl eines Landes nicht ausschlaggebend sei. „Jede WGT-Liturgie spiegelt die Hoffnung und das Leiden der Christinnen wider, die sie entwickelt haben. Der WGT fühlt sich verpflichtet, die Stimmen der Frauen hörbar zu machen, wenn sie vom Glauben, ihrem Alltag und ihrer Friedenssehnsucht erzählen.“ Sie sprach über die Hoffnung, verbunden mit der Bitte an Gott, das Band des Friedens weltweit in Israel und in Palästina, im Nahen Osten und auch bei uns in Deutschland neu zu knüpfen. Sie wünschte einen baldigen Frieden im Nahen Osten sowie einen Frieden der mit Gerechtigkeit einhergeht und Lebensperspektiven für alle Menschen in der Region eröffnet. 
   
Über einen Blumenstrauß und Dank für ihren Einsatz freute sich Marion Borsum, die zum 40. Mal die Gestaltung mitverantwortet hat. „1984 wurde ich angesprochen, den WGT zu übernehmen“, erinnerte sie sich. Sie habe in den 40 Jahren eine Menge über die vielen Länder gelernt und es mache jedes Jahr wieder Spaß. Vor 30 Jahren war Palästina schon einmal das WGT-Land, an der damaligen Vorbereitung habe eine Palästinenserin in Hude mitgewirkt, was sehr interessant gewesen sei.  
   
In der evangelisch-lutherischen Stadtkirche Delmenhorst
Den Weltgebetstag in der großen Delmenhorster Stadtkirche besuchen jährlich viele Gläubige. „Die Gottesdienste sind hier immer gut besucht“, weiß Kirsten Meyer vom Ökumenischen Team. Über zwanzig Personen aus der ev. Gemeinde, der kath. Gemeinde, den Methodisten und Baptisten engagieren sich gemeinsam für den Weltgebetstag. Auch die aramäische Gemeinde war jahrelang an der Vorbereitung beteiligt, aktuell besuchen ihre Mitglieder in großer Zahl den Gottesdienst.  
   
Zur Einstimmung und Information sahen die Besuchenden vor dem Gottesdienst einen Diavortrag mit kurzen Anmerkungen. „Wir wollen auf den WGT einstimmen, auf das Land Palästina. Die politische Situation ist so komplex, das können wir in dieser kurzen Zeit nicht detailliert zeigen“,  erklärte Meyer und beschrieb daher nur kurz die Situation zu den gezeigten Bildern. 
   
WGT aus Palästina - ein heikles Thema und angesichts der politisch brisanten Kriegssituation eine Herausforderung auch für das Vorbereitungsteam des Gottesdienstes in der Delmenhorster Stadtkirche. Doch den Weltgebetstag absagen? Das kam für Kerstin Meyer nicht infrage. „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir hoffen, dass alles menschenmögliche für Frieden getan wird.“ So habe das Team beschlossen, einen Friedensgottesdienst durchzuführen. 
   
Bei dem WGT aus Palästina vor dreißig Jahren hatte eine palästinensische Frau gesagt: „Damals hatten wir noch Hoffnung“, erinnerte Meyer. Sie stellte die Fragen: „Ist Versöhnung und Frieden überhaupt noch möglich? Kann es einen dauerhaften Frieden geben? Wie können wir unseren Beitrag dazu leisten?“ Das Team wollte palästinensische Frauenstimmen hörbar machen. Die Reihenfolge der Texte aus der Ordnung wurde umgestellt und emotional vorgetragen. Die musikalisch schönen Lieder begleiteten Andrea Steinecker und Musiker. Die Darstellung für den Frieden untermauerte das Team mit Worten wie Liebe, Frieden und Gerechtigkeit, die in großen Buchstaben auf zwei Banner zu sehen sind. Das Vaterunser-Gebet sangen zwei aramäische Frauen in ihrer Landessprache. Mit der Bitte um Unterstützung wies Kerstin Meyer nachdrücklich auf die Unterschriftenaktion der Fraueninitiative und Frauenfriedensgruppe hin. 
   
Dieser WGT-Gottesdienst aus Palästina wirkte emotional und nachhaltig. Im Gemeindehaus war anschließend Raum für Austausch und Diskussionen.
   
Kollekten   
Wie wichtig die Kollekten in den Gottesdiensten sind, wurde immer wieder betont. Der Großteil der jährlichen Kollekten und Spenden aus Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit über 77 Millionen Euro unterstützt werden.                                                                                                                                                    
Für den Friedensnobelpreis 2024 vorgeschlagen:
Durch das Band des Friedens sind sie miteinander verbunden: Women Wage Peace (WWP) eine große Frauenfriedensinitiative in Israel mit fast 50.000 Mitgliedern (jüdische, arabische, christliche, muslimische, säkulare Frauen aus allen politischen Lagern) und die palästinensische Frauenfriedensgruppe Women of the Sun (WOS) mit ca. 3.000 Mitfrauen. Beide Organisationen sind gemeinsam für den Friedensnobelpreis 2024 vorgeschlagen. 
   In Deutschland hat sich eine Unterstützergruppe von WWP gegründet, die über Mut machende Friedensprojekte in Israel, Gaza und der Westbank informieren. Eine Petition befindet sich auf der Website von WWP:  https://www.womenwagepeace.org.il/en/ 
   
WGT 2025: 
Im kommenden Jahr stehen die Cookinseln im Mittelpunkt des Weltgebetstages. Ein Staat im Südpazifik, der mit seinen 15 paradiesischen Inseln über ein großes Gebiet verstreut ist.
   
Weitere Informationen zum Weltgebetstag finden Sie unter: https://weltgebetstag.de/ 
   
Ein Beitrag von Bärbel Romey


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